Innovation Leadership – Wegmarke 6/7: Hindernisse überwinden
Was uns auf dieser Wegstrecke erwartet
Jetzt: Unterwegs Schwierigkeiten überwinden
- Das Ziel ist Gesetz, der Weg flexibel.
- Wachstumsschmerzen.
- Klarheit.
- Zwangspausen + Sich von sichtbarem Erfolg unabhängig machen?
- Umgang mit zu frühem oder ungefragtem Feedback.
- Lösungen: Oft anders als erwartet.
- Aufschieberitis.
- Harmoniebedürfnis.
Es wird Hindernisse geben. Amen.
Bei einem Innovationsprozess ist es so sicher wie das Amen in der Kirche, dass Hindernisse auftauchen werden. Die Frage ist wann, wo und wie genau.
Der Unterschied liegt im Umgang mit dem Hindernis: Werde ich hysterisch, bin ich der Meinung, dass das ein schlechtes Omen sei und ich lieber umkehren sollte? Oder gehe ich näher ran, schaue mir das Hindernis genauer an: Kann ich drüber? Außen rum? Ist es beweglich? Hat es eine Tür?
Notfalls gehen wir ein Stück zurück und schlagen einen anderen Weg ein. Wichtig ist nur, dass wir letztlich heil am Ziel ankommen. Vom Ziel aus betrachtet wird es unwesentlich, ob wir noch einen kleinen Umweg gebraucht haben.
Manchmal ergeben sich sogar Vorteile durch den neu eingeschlagenen Weg oder es begegnen uns Lösungen, an die wir so gar nicht gedacht hätten.
Eins ist also sicher: Hindernisse werden auftauchen. Oft dienen sie in Wahrheit als Wegweiser.
Das Ziel ist Gesetz, der Weg flexibel
Große Ziele sind DIE feste Burg – der Weg Spielmasse
Wir haben einen Weg eingeschlagen, der nach aktuellem Kenntnisstand gut und geeignet schien. Was tun wir, wenn sich herausstellt, dass er doch nicht passt? Zu aufwändig ist? Natürlich diszipliniert weiter gehen! Und die Zähne zusammen beißen!
Nein, bitte nicht. Behalten wir im Auge worum es uns geht: Darum, einen bestimmten Zielzustand zu erreichen. Ist es dafür wesentlich, welchen Weg genau wir gehen? Natürlich nicht.
Uns geht es um das Ziel, nicht um den Weg. Daher können wir den Weg so viel ändern wie wir wollen – solange es letztlich (!) Richtung Ziel geht.
Das Ziel bildet dabei wie ein Leuchtturm die Orientierung, es ist Nordpol, nach dem sich der Kompass sich richtet.
„Viele sind hartnäckig in Bezug auf den einmal eingeschlagenen Weg, wenige im Bezug auf das Ziel.“ Friedrich Nietzsche
Tapfer den Weg weiter gehen?
Der Weg zur erfolgreichen Innovation braucht nicht gerade sein. Meistens ist er es nicht. Wenn Hindernisse auftreten, werden Wegkorrekturen notwendig. Sehen wir es eher sportlich – als eine Art Meditation beim Handeln:
„Ich konzentriere mich – es kommt eine Ablenkung – ich nehme sie zur Kenntnis – ich nehme meinen Weg wieder auf.“
Das Ziel ist und bleibt dabei unser Orientierungspunkt, nicht der Weg. Der Weg kann jederzeit nach Prüfung geändert werden. Es bringt überhaupt nichts, auf Krampf an einem Weg festzuhalten, der sich totgelaufen hat.
Ändern Sie den Weg und die Methoden so oft es nötig ist, damit Sie weiterkommen.
Halten Sie am Ziel fest so lange es irgend geht.
Lassen Sie es manchmal aus den Augen – aber stellen Sie die Suchscheinwerfer immer wieder neu darauf ein.
Durchhalten im falschen Moment
Manchmal denken wir unterwegs, wir hätten schon den perfekten Weg gefunden – und obwohl wir bereits nach einer Weile merken, dass der Weg doch nicht dahin führt, halten wie daran fest, weil wir uns ja dafür entschieden hatten. Immerhin sind wir schon 3 Tage in diese Richtung gegangen – das wäre sonst alles umsonst!
Das ist Durchhalten im falschen Moment – so kommen wir nur noch weiter vom Ziel ab.
Durchhalten hat nur seine Berechtigung im Bezug auf das Ziel.
Dementsprechend sollten Sie mit Ihrem Team flexibel in Punkto des „Wie?“ und des Weges sein, aber NICHT im Bezug auf das einmal festgelegte Ziel. Ändern Sie ruhig fünf Mal den Weg, passen Sie das Equipment so oft wie nötig an, mit dem Ziel im Blick.
Im Bezug auf den Weg sind Änderungen erlaubt.
So zu handeln wird manchmal als ‚Ziellosigkeit‘ interpretiert. In Wahrheit hatten wir einfach den richtigen Weg noch nicht gefunden.
Logischerweise ist es besser, den Weg, der sich als versperrt oder falsch herausstellt, schnell wieder zu ändern, weil man sonst auf jeden Fall nicht am Ziel rauskäme.
Beispielsweise war ich während meines Studiums einen Sommer lang in den USA.
Ich hatte mir unter großen Mühen ein Praktikum in einer Werbeagentur an der Ostküste besorgt. So was war damals nicht einfach zu organisieren!
Ich kam dort drüben an und innerhalb von drei Tagen war kristallklar, dass ich einer optischen Täuschung aufgesessen hatte:
Die angebliche Agentur war eine Art privates Hobby, das von seinem Inhaber nur mit Praktikanten betrieben wurde, die ebenso wenig Ahnung von der Welt hatten wie ich. Mir schwante die bittere Wahrheit bereits am ersten Tag, aber bis Tag 3 war es sicher:
Hier würde ich niemals kriegen was ich wollte. Ich war verzweifelt – was sollte ich tun?
Ich hatte mühsam das Geld dafür zusammengekratzt, meine Wohnung in Deutschland war für die nächsten Monate untervermietet, ich brauchte diese Arbeits- und Spracherfahrung dringend, um in meinem Studium weiter zu kommen.
Vor Wut heulend rannte ich um ein paar Telefonzellen in der heißen Julisonne Marylands auf und ab und raufte mir die Haare.
Da fiel mir wieder ein, warum ich her gekommen war: Ich wollte Arbeitserfahrung in den USA UND ich wollte mein Englisch verbessern. Das ging doch sicher anders als in dieser Bruchbude die Bretterwand anzustarren und mit hessischen Co-Praktikanten Smalltalk zu halten!?
Eine halbe Stunde später war ich im ansässigen Sheraton Hotel, eine weitere halbe Stunde später hatte ich – wie? Ich habe keine Ahnung! – einen Vorstellungstermin mit dem Geschäftsführer und eine weitere halbe Stunde später einen Job als Hostess im Restaurant. Den ganzen Tag durfte und musste ich Englisch sprechen, ich habe viel über Arbeitsleben und Menschen gelernt – es war genau richtig.
Mit meinem Ziel vor Augen hatte ich zunächst einen Weg eingeschlagen, den ich für gut und richtig hielt. Hätte ich daran festgehalten, nachdem klar war, dass er ungeeignet war, hätte ich viel Geld verschwendet und mein Ziel nicht erreicht.
Als ich mich an mein Ziel erinnert und akzeptiert habe, dass der Weg eventuell anders aussieht als ich dachte, war plötzlich wieder alles leicht.
Darum geht es. Bei so überschaubaren Situationen kriegen wir das oft noch hin. Anspruchsvoller ist das, wenn wir größere, schwerer zu überblickende Zusammenhänge vor uns haben.
Das Prinzip bleibt das Gleiche.
Durchhalten im falschen Moment kann wahnsinnig teuer werden.
Wenn es um große Wege und viele Menschen geht, braucht das eine mutige Entscheidung. Der Trick: Nicht zurückschauen – auf das, was wir schon an Zeit, Geld und Herzblut investiert haben – damit bleiben wir an der falschen Lösung kleben. Stattdessen nach vorn schauen und ab jetzt und hier frisch entscheiden, welcher Weg für das gesamte Gelingen am fruchtbarsten ist.
Das klingt simpel, ist es aber – wie viele einfach klingende Dinge – in der Realität nicht. Lassen Sie sich von Ihren Mitgestaltern helfen, neue Wege zu finden, wenn ein Weg sich als nicht machbar herausgestellt hat.
Denken wir wieder daran, dass zu genaue Vorgaben über den Weg die Lösungsmenge einschränken und Sie sowohl sich als auch Ihren Mitstreitern ein ungünstiges und aufreibendes Mikro-Management antun. Lassen Sie sich positiv überraschen von den Wegen, die Ihre Mitgestalter finden.
„Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann trommle nicht Männer zusammen, um Holz zu beschaffen, Aufgaben zu vergeben und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre die Männer die Sehnsucht nach dem weiten, endlosen Meer.“ Antoine de Saint-Exupéry
Magie-Verstärker
- „Stellen wir uns vor, das Hindernis sei in Wahrheit ein Wegweiser. Wo will es uns hinschicken?“
- „Aja, eine interessante Aufgabe!“ statt: „O Gott – wieder ein neues Problem…“
- „Schau mal an, das Computerspiel-Level ist erhöht worden…“
- „JEDER Schritt, den wir tun, bringt uns näher zum Erfolg.“
- „Unser Ziel wird uns den Weg weisen.“
Wachstumsschmerzen
Wachstumsschmerzen sind normal
Innovation ist ein Gestaltungsprozess und damit ein Veränderungsprozess.
Veränderung IST anstrengend.
Nicht unbedingt in Form direkt eingesetzter Stunden, sondern emotional anstrengend. Diese Anstrengung muss erlaubt und anerkannt sein. Es braucht nicht jeden Tag alles leicht von der Hand gehen, zugeflogen kommen, es darf schmerzen und ziepen. Bei großen Gestaltungsprozessen ist es geradezu sicher, dass Dinge schief gehen oder anders laufen werden, als man es selbst gern gehabt hätte. Das ist in dem Moment nicht erfreulich und es wird nicht besser davon, dass man versucht, darüber wegzugehen.
Manche versuchen, im Geschäftsleben erst recht so zu tun, als wäre alles super.
Das ist ok als Selbstschutz – aber es ist besser, wenigstens im Privaten kräftig rumzuwimmern. Andere wiederum finden dann gute ‚Gründe‘, den Gestaltungsprozesse zu beenden. Der Schmerz, das Ziepen, die Entnervung sind unvermeidbar – aber deutlich leichter zu akzeptieren, wenn wir uns klar machen, dass das letzten Endes Wachstumsschmerzen sind.
Ja, wir dürfen heulen, frustriert sein, mosern, alles….
…und dann?
Machen wir einfach weiter!
Bei großen Veränderungen knarzt es nun mal und das ist ok so. Akzeptieren Sie den Innovationsschmerz. Ich sage mir in diesen Momenten: „Ja, ich DARF es schwierig finden, ich DARF rummaunzen, mir DARF die Wimperntusche verrutschen.“
Wer große Kreation will, will echte Lebenskraft in Reinform.
Die Musikerin Inga Humpe hat in einem Interview gesagt:
„Leben geht letztlich immer um Mehr spüren.“
Wer Innovation will, wer schöpferisch tätig ist, der wird mehr spüren und kriegt auf jeden Fall mehr Leben. In diesem Leben ist alles mit drin, Tränen, aber ebenso „all unser Lachen“ wie Khalil Gibran schreibt. Wer das ganze Leben und Lieben will, kriegt es – inklusive allem Schönen.
Nur: Wegducken vor den Tränen ist nicht drin. Gestaltung gibt es nicht umsonst und schon gar nicht mit ewigem – und vor allem künstlichem! – „Gut druff“- Getue.
Wachstum dehnt zunächst unsere Haut – bis alles wieder neu gewachsen ist.
Das geht allen so, die wirklich etwas erschaffen haben – nur haben sie eben gelernt, damit umzugehen. Wenn in 5 Jahren alles super gelaufen ist, wird es nie thematisiert, wie bitter es war, als alle anderen einen Spinner nannten. Wie schmerzhaft es war, nach den ersten Fehlversuchen wieder weiter zu machen. Für einen PR-Artikel interessiert es eh nicht, man selbst will es lieber verdrängen, also wird man in diesem Zusammenhang nichts weiter darüber erfahren.
Deswegen ist das – aus Versehen – eines der am besten gehüteten Geheimnisse der Innovation.
Jederzeit ‚gut druff‘!?
Eine Zeitlang fand ich Think Pink-Ansätze prima:
„Ich denke was Gutes – und dann passiert was Gutes.“
Wenn ich gerade das durch Fakten belegte Gefühl habe, dass alles den Bach runter geht, haut das leider nicht hin. Was habe ich verzweifelt versucht, nur Positives zu denken, nur: Mein Hirn fühlte sich völlig veralbert davon! Obendrein kam ich mir blöd vor, weil ich das nicht hinbekam UND ich stellte ständig die Sinnfrage, ob das, was ich tue, gut sein kann, wenn ich doch offensichtlich so zu kämpfen habe. Es hat also alles nur noch schlimmer gemacht!
Den Prozess möglichst mühelos gehen zu wollen, heißt nicht, dass wir es vermeiden können oder müssen, zeitweise knietief im Schlamm zu stehen.
Es ist für das Gelingen nicht notwendig, mit einem manischen Dauergrinsen im Gesicht rumzulaufen. Unsere Frisur darf manchmal ihren stabilen Halt verlieren.
Wenn es sich gerade schlimm anfühlt (und das tut es, wenn Sie über Ihre inneren Komfortzäune steigen, unweigerlich):
Machen Sie sich locker, fluchen Sie wie ein Bierkutscher!
Fluchen Sie laut, raufen Sie sich die Haare, heulen Sie, alles was notwendig ist, aber: Stehen Sie am nächsten Tag auf und machen Sie weiter. Falls Sie dafür keinen Text griffbereit haben, hier ein paar Anregungen. 😉 Ein zünftiges Bayrisch hat sich zum Fluchen bewährt:
Magische Inspiration
„Ich bin am glücklichsten, wenn ich jeden Tag auch ein wenig unglücklich sein darf.“ Jean Stutz
‚Ein Münchner im Himmel‚ von Ludwig Thoma. ‚Frohlocken‘ Sie mit!
Eine nicht mehr detailliert zu belegende Legende berichtet Folgendes: Deutlich mehr als 1000 Versuche brauchte Edison wohl, bis seine Glühbirne funktionierte.
Noch BEVOR das gelang, wurde er angeblich von einem jungen Reporter interviewt, der ihn fragte, ob das nicht ein doofes Gefühl sei, jetzt ganz ohne Ergebnis da zu stehen. Edison blieb völlig ungerührt und antwortete:
„Junger Mann, dass wir in den ersten 999 Versuchen noch keinen Erfolg hatten, beweist gar nichts. Es beweist nur, dass wir uns in einem Prozess mit mehr als 999 Schritten befinden.“
Ob nun wahr oder nicht, illustriert die Geschichte gut, dass ein frustriertes Aufgeben zu diesem Zeitpunkt einen Misserfolg zementiert hätte. Aus heutiger Sicht hat diese Testreihe zu einem Durchbruch geführt.
Nichts geht voran
Kräftig am Machen – aber es tut sich nichts?
Erinnern wir uns an die sich ergänzenden Dualitäten. Die Stärke dieser Wurzel hilft uns jetzt weiter.
Dass sich aktuell nichts tut, kann heißen, dass sich noch nichts SICHTBARES tut, dass es mehr Zeit braucht, bis wieder eine stärkere Flut sichtbare Erfolge bringt.
Selbst wenn wir uns das vor Augen halten, sind die Phasen der Wellentäler doch am härtesten zu überstehen. Sie nagen an unserem Selbstwertgefühl, wir werden panisch, dass nichts funktioniert und ändern wieder alles.
Leider sind das Maßnahmen, die unsere bisherigen Bemühungen unfruchtbar machen würden.
Jetzt gilt es, unsere Selbstkritik im Zaum zu halten, uns selbst wertschätzend zu behandeln, uns in unserem Eigenwert unabhängig vom äußerlich sichtbaren Erfolg zu machen (s. „Verfrühtes Feedback von uns selbst“). Wir sollten uns gegen verfrühtes Feedback oder Bewertung noch abgrenzen (s. „Zu frühes oder ungefragtes Feedback“), uns stattdessen für unvermutete Lösungen öffnen (s. „Lösungen tragen nicht immer ein Etikett“). Wenn wir den Eindruck haben, an Aufschieberitis zu leiden, können wir davon interessante Hinweise für das weitere Vorgehen bekommen (s. „Aufschieberitis – häufig mit gutem Grund“).
Wenn die Wellen noch ruhig sind
Die Zeit der Flut, der sichtbaren Ergebnisse ist einfach NOCH nicht da. Wir sollten sie möglichst gut nutzen, damit wir aus der folgenden Flut das Beste machen können.
Denn eine ruhige Phase bringt zwar wenig Anschub von außen, lässt uns aber die Ruhe für anderes:
- Wir können wichtige Bewegungsabläufe und -methoden ausprobieren und trainieren,
- das Gelände besser kennenlernen,
- unsere Sinne schärfen.
- Die einfacheren Bedingungen bereiten uns auf die Dynamik später vor.
- Wir können wieder Kraft tanken.
Zu frühes oder ungefragtes Feedback
Feedback ohne Gnade – ungefragter Input von außen
Kaum legt man mit was Aufregendem los, fühlt sich die Außenwelt dazu aufgerufen, ihren Senf, pardon, „Input“, dazu zu geben – selbst wenn wir es gar nicht wollen oder das „Feedback“ ausgemachter Blödsinn ist. Wie geht man damit am besten um?
Sehen Sie es als Übung in bewertungsfreier Kommunikation.
Ein Beispiel: Herr Müller sagt zu Ihnen: „Sie sollten auf jeden Fall X dann auch in Z verkaufen – die brauchen das da.“ Sie halten das spontan für Blödsinn, erinnern sich aber, dass Sie später noch filtern können. Sie schalten darauf um, die Idee wenigstens verstehen zu wollen: „Interessant, was Sie da sagen. Stellen Sie sich was Bestimmtes drunter vor?“ Oder: „Aha, daran hatte ich in der Tat zuvor nicht gedacht. Was wäre Ihrer Ansicht nach der Vorteil daran?“
Lernen Sie die Idee und den Beweggrund unverbindlich kennen – vielleicht findet sich ja ein Körnchen Inspiration, das wir ohnehin gebraucht haben. Falls Herr Müller weiter beharrt, nehmen Sie ihn mehr in die Pflicht:
„Was mir an der Idee gut gefällt ist X – nur, was machen wir mit dem Umstand, dass Y (etwas, das sie dran stört)?“ Wenn er eine Idee dazu hat, wird er es Sie wissen lassen.
Bedanken Sie sich für seine Anregung. Entscheiden Sie später, was Sie damit machen wollen.
Notfalls – wenn Sie gar nicht davonkommen – fordern Sie den anderen zu konkreter Hilfe auf. Jede Wette: Schneller wird man ungebetenes Feedback nie los! 🙂
Verfrühtes Feedback von uns selbst
Wenn wir eine neue Sportart lernen – wie zum Beispiel Skifahren – wie lange lassen wir uns Zeit, bis wir unseren Fortschritt bewerten?
Als Erwachsene lassen wir uns dafür meistens sehr wenig und letztlich ZU wenig Zeit. Stellen Sie sich vor, ein Kind täte das, wenn es laufen lernt. Es macht seine ersten Versuche und – unglaublich! – es kann nach einem Tag noch immer nicht laufen! Und schon gar nicht so schnell wie Mama und Papa! Was soll das Kind tun? Es muss verzweifeln.
Zum Glück machen das Kinder ja nicht. Ich erzähle das nur, damit wir uns selbst gegenüber wieder etwas mehr Gnade und Geduld mitbringen. Bloß, weil wir so erwachsen sind, können wir nicht plötzlich zaubern. Auch wir haben das Recht, Zeit zum Lernen zu brauchen.
Wenn ich meine Skifahrkünste nach einer Woche wirklich schon bewertet hätte, wäre ich wahnsinnig geworden und könnte heute noch keine zwei Schwünge am Stück fahren.
Lassen wir uns und dem Prozess eine angemessene, bewertungsfreie Zeit, bevor wir vorschnell zu Negativ-Schlüssen kommen.
Sich vom sichtbaren Erfolg unabhängig machen
Manchmal unser größter Feind: Wir selbst
Indem wir uns selbst und unsere Fähigkeiten wertschätzen, auf uns vertrauen, machen wir uns ein Geschenk: Die Unabhängigkeit von äußerer Erfolgs-Definition. Unabhängigkeit brauchen wir, weil es in einem großen Gestaltungsprozess immer Phasen geben wird, in denen diese äußere Bestätigung (noch) nicht da ist.
Für mich kam die Erkenntnis schleichend und nachhaltig: Lange bevor die Welt mir Hindernisse in den Weg legt, tue ich das schon selbst – durch die Art, wie ich innerlich mit mir selbst rede. Sobald ich einmal aufmerksam meinem inneren Dialog zugehört habe, wurde klar, dass ich mich mir selbst gegenüber seltenst an die 4:1-Regel für wertschätzende Kommunikation hielt (s. auch Wurzel 7 – „Vertrauen“). Upps!
Wir tun uns nach außen hin schwer damit, etwas zu tun, das wir nicht für uns selbst verinnerlicht haben. Deswegen konnte ich diese Erkenntnis so nicht stehen lassen. Ich habe mich selbst zu meiner neuen, besten Unterstützung gemacht. Auf der nächsten Seite finden Sie meine Liste, wie ich mir selbst gegenüber netter und wertschätzender sein will.
Wie sieht Ihre Liste aus?
Sich selbst Wertschätzung schenken
Das kann ich dafür tun:
- Mit mir selbst Spaß haben,
- mich über meine Erfolge freuen und mich dazu beglückwünschen,
- mir selbst den Rücken stärken, mir wohlwollend zulächeln bei allem, was ich tue und sage,
- mir selbst (und anderen) Fehlerchen verzeihen,
- mich entschuldigen, wenn ich zu mir garstig war,
- großzügig mit mir selbst sein,
- mir alles Glück der Welt wünschen und gönnen,
- mir vor schwierigen Situationen Mut zusprechen,
- an mich glauben: Wer, wenn nicht ich?
- Mir Komplimente machen,
- mich gerade in dem, was mich einzigartig macht, unterstützen,
- mir Tipps und Ratschläge geben, die wirklich gut gemeint sind,
- mir die Erlaubnis geben, mich grandios zu entwickeln,
- mich notfalls dazu treten, mein Licht unter dem Scheffel hervorzuholen.
Don‘t panic: Eigene Maßstäbe für Erfolg setzen
Wir machen uns am wirksamsten unabhängig von fremden Erfolgsdefinitionen, wenn wir uns selbst eine haltbare Erfolgsdefinition erschaffen. Sie muss allerdings ehrlich gemeint sein – sonst nutzt sie nichts!
Unser Erfolg definiert sich:
- Aus Ihrer Entwicklung heraus,
- dem was Sie wollen und wo Sie hinwollen,
- Ihrem ganz persönlichen Weg.
Der Erfolg unseres Gestaltungsprojekts definiert sich aus:
- seiner Entwicklung heraus,
- der angestrebten Absicht,
- dem Fortschreiten auf dem Weg.
P.S.: Jeder kann sich selbst sehr effektiv demoralisieren, wenn er oder sie sich – möglichst täglich! – mit den falschen Maßstäben misst. Ich finde beispielsweise Richard Branson als Orientierung ziemlich cool, mich mit ihm zu vergleichen, macht – wenn überhaupt – dann erst Sinn, wenn ich selbst mal 30 Jahre Unternehmerin war.
Magische Tools
„Der Maßstab für meinen Erfolg – meine Entwicklung – mein Wachstum bin ich. Niemand und nichts sonst.“
„Ich akzeptiere mich und mein Leben. Alles ist gut. Ich bin offen für alles Gute. Ich bin liebenswert, egal wie meine äußeren Ergebnisse aussehen.“
Hören Sie Ihren inneren Dialogen zu: Wie oft üben Sie Negativ-Kritik an sich? So oft wie an anderen? Oder üben Sie an anderen so viel Kritik wie an sich selbst?
„Ich bin ein guter Mensch und verdiene es, ohne permanente Selbstkritik zu leben.“
Wenn es zum Größenwahn rüber rutscht, können wir wieder Pause damit machen! 😉
Lösungen tragen nicht immer ein Etikett
Seien wir darauf gefasst, dass die Mittel und Wege, die Hilfe und Unterstützung, die wir auf dem Gestaltungsweg finden werden, vielleicht anders aussehen, als wir vermutet hatten.
Deswegen ist es gut, sich über den Weg möglichst wenig oder nur sehr offene Gedanken zu machen, damit wir offener für das sind, was passieren wird. Wer sich zu schnell darauf einschießt, wie Lösungen aussehen müssen, übersieht im Zweifel die viel bessere Lösung einen Meter weiter. Das wäre natürlich schade!
Wir haben eine klare Absicht, sind unterwegs, um uns auf unser Ziel zuzubewegen, jetzt wollen wir endlich Ergebnisse und einen klaren Weg sehen. Vielleicht hat sich der Wunsch schon erfüllt? Nur eben anders als unsere Detailvorstellung war.
Es steht dann nämlich kein Etikett drauf: „Mittel und Wege für Horst Müller, Gestaltung #17c“.
Es ist wichtig, dafür offen zu bleiben wie sich die Dinge auf dem Gestaltungsweg ergeben. Die Lösungen, die Wege, die Hilfe unterwegs kann ganz anders aussehen als erhofft. Die Magie schert sich um operative Details nicht – warum sollte sie auch.
Wer einen Tunnelblick auf das Ziel hin entwickelt und die Erfüllung seiner Bitten verpennt, der darf später nicht beleidigt sein.
Der Mann, dem Gott (k)eine Hilfe schickte
Ein Mann geht übers Moor – bei Dämmerung. Er vertut sich um einen Schritt und fängt langsam, aber unaufhaltsam an, ins Moor zu versinken.
Er betet: „Lieber Gott, bitte komm mir zur Hilfe – mir geht‘s hier an den Kragen.“
Er ist sehr gläubig und fest überzeugt, dass Gott ihm helfen wird.
Ein paar Kinder kommen vorbei. Sie bieten ihm ihre Hilfe an.
Er winkt freundlich ab (wie sollen diese Kinder ihm helfen können?) – „der Herrgott wird sich meiner annehmen“.
Er sinkt weiter ein, steckt bis zu den Hüften im Moor, da kommt ein altes Mütterchen vorbei. „Herr, soll ich Ihnen helfen – ich kann Ihnen meine Haselrute reichen.“ bietet sie ihm an.
Wieder schickt er sie freundlich und überzeugt weiter. Er steckt schon bis zum Hals im Moor, als er schreit:
„Gott, warum lässt Du mich im Stich?“
„Gottverdammtnochmal“
– poltert es aus dem letzten Dämmerlicht der Wolken –
„kreuzkruzifix – wie soll man Dir helfen, wenn Du einen nie lässt?”.
(Verfasser: unbekannt.)
Aufschieberitis?
Aufschieberitis – häufig mit gutem Grund
Bei den Amerikanern wird der Begriff „Procrastination“ benutzt, als würde es sich um eine tödliche, auf jeden Fall ansteckende und unangenehme Krankheit handeln.
Auch ich habe Aufschieberitis.
Fast alle von uns haben sie.
Klar gibt es Fälle, in denen wir wirklich einfach nur zu faul sind. Allerdings schätze ich aktuell, dass das höchstens bei 10 bis 15 Prozent der Fall ist.
In allen anderen Fällen haben wir meistens einen guten Grund:
- Angst. Zuerst sichern, dass es sich nicht um Angst handelt. Ist das geklärt, gibt es folgende Optionen:
- Wir spüren, dass der bisherige Weg / die bisherige Methode nicht mehr nützlich ist – wir wissen nur noch nicht, was wir stattdessen tun sollen.
- Die Arbeitspakete sind nicht konkret genug unterteilt, wir wissen wortwörtlich nicht, wo wir anpacken sollen.
- Das To Do ist faktisch nicht wirklich wesentlich, wir wissen das eigentlich, wir können / dürfen das jedoch (noch) nicht vor uns / anderen zugeben.
- Unser Energie-Tank ist zu leer für diesen Schritt.
- Uns fehlt etwas Entscheidendes um weiter zu kommen – eine Idee, ein Material oder Unterstützung.
- Wir spüren, dass die Zeit für diesen nächsten Schritt noch nicht reif ist.
Jetzt Dualitäten nutzen
Meine Aufschieberitis ist mir inzwischen eine richtig gute Freundin geworden, ich habe nämlich gemerkt, dass sie mir wichtige Hinweise gibt und mich davon abhält, mich unnötig in leergelaufenen Methoden weiter zu verfangen.
Ich denke dann die Punkte der vorherigen Seite durch – oft finde ich damit schon die Antwort. Wenn das noch nicht hilft, sehe ich mir genauer an, wo im Prozess ich stehe und welche Dualitäten eventuell gerade ausgereizt sind:
- Habe ich zu viel alleine oder zu viel mit anderen zusammen gearbeitet? = Wenn ja: WECHSELN!
- Hatte ich sehr viel Input von außen? Habe ich sehr viel Output produziert? = Wenn ja: WECHSELN!
- Habe ich bestimmte Medien sehr einseitig genutzt? Z.B. Laptop oder Flip-Charts? = Wenn ja: WECHSELN!
- Habe ich sehr viel im Detail oder nur mit Blick auf das große Bild gearbeitet? = Wenn ja: WECHSELN!
Das funktioniert wirklich gut – probieren Sie es!
Klarheit und Schwammigkeit
Unklarheit in der Gruppe überleben
Alleine unsicher oder ängstlich sein ist eins. In der Gruppe ist das deutlich schwieriger zu ertragen. Gruppenpanik ist das Letzte, das Sie in einem Gestaltungsprozess brauchen können. Dass irgendwann ‚Bad Vibrations‘ aufkommen werden, ist wahrscheinlich, denn wenn Menschen in Gruppen aus ihrer Komfortzone herauskommen und sich auf fremdem Terrain noch unsicher fühlen, schaukelt sich diese Unsicherheit leicht hoch. Beim Innovieren fühlt sich der Prozess wiederholt schwammig an – meistens, wenn wir erneut in Sammelphasen neue Lösungsansätze suchen oder testen.
In diesen Situationen ist es besonders wichtig, dass wir für gefühlte Sicherheit sorgen:
Geben wir regelmäßig klaren Überblick, wo wir im Prozess derzeit stehen, würdigen wir erste Erfolge (auch die Versuche!), zeigen wir auf, dass aktuell eine Phase stattfindet, in der die Dinge etwas mühsam und schwammig sind und das völlig normal und ok ist. Geben Sie Ausblick, wann und in welcher Weise der Boden unter den Füßen wieder fester sein wird. Prüfen Sie nochmal die Eckpfeiler: Sind kleinere Arbeitspakete notwendig? Andere Bewertungs-Systeme? Woher wissen Ihre Leute, dass sie für heute genug gemacht haben? Und ob das heute gut genug war? Geben Sie klare Devisen für die unterschiedlichen Arbeitsphasen heraus:
„Leute, heute sind wir in einer Sammelphase. Ich möchte von Euch Ende der Woche einfach nur möglichst viele Ideen, wie wir X angehen können. Was und welche das sind, ist mir völlig wurscht, ich will einfach nur viele. Ich möchte, dass Ihr jede Idee, die Ihr habt, auf ein Post-It schreibt. Schreibt jeden Tag mindestens 10 Post-Its. Wann und wie Ihr das macht, ist mir wurscht, Hauptsache, ihr tut es.“
Oder:
„Derzeit sind wir in einer Weiterentwicklungsphase. Ich möchte daher bis Ende der Woche von Idee A, X, M eine grobe Skizze haben, wie diese für uns verwertbar ist. Ich möchte, dass Ihr Euch zusammensetzt und diese Ideen durchgeht – auch auf Risiken und Probleme – und Lösungen dafür sammelt. Bringt schon erste Ideen mit. Bringt offene Fragen mit an Stellen, wo Ihr Hilfe braucht. Ich will keine Zahlen, nichts dergleichen, ich will Bilder, Sätze, Worte, Lieder, was auch immer die Idee gut beschreibt. Kümmert Euch um alle Ideen, damit alle Eure werden. Ich möchte, dass wir alle ein möglichst gutes Gefühl davon kriegen, wie die Welt aussieht, wenn die Idee umgesetzt ist.“
„Leute, heute sind wir in der Filterphase. Es ist mir wichtig, dass wir mit Blick auf die eventuellen Möglichkeiten die vorliegenden Ideen aussortieren.“
„Leute, heute machen wir eine Planphase – d.h. wir werden einen klaren Plan machen, was bis wann wie geklärt wird. Dann teilen wir uns auf und legen los.“
Seien Sie sich im Klaren darüber, dass in diesen Momenten alle Teammitglieder nur auf der Lauer liegen, um Inkongruenzen und damit vermeintliche Gründe für Misstrauen zu finden.
Nehmen Sie es nicht persönlich – es ist nur ein Weg, den die Hirne nehmen, um für sich das eigene Störgefühl zu rationalisieren.
Achten Sie gerade jetzt darauf, dass Sie fest zu Ihrer Absicht und dem angestrebten Ziel stehen, gleichzeitig in allem anderen flexibel und offen sind. Sehen Sie es eher als Anregung, die eigene Kongruenz in Denken, Handeln, Fühlen und Tun nochmal zu stärken.
Unsere Köpfe mögen klare Anfragen
Stimmungsirritationen sind in Wahrheit oft Probleme, die sich in unseren Gedanken verfangen haben. Wir holen sie am besten möglichst rasch aus dem Dämmer der Hirnwindungen ans Tageslicht.
Wieder einmal haben wir die Wahl: Will ich diese obskure Angst in meinem Hirn – oder in den Hirnen der Teammitglieder – unbehelligt ihr Unwesen treiben lassen oder packe ich den fiesen Möpp am Kragen, halte ihn mitten ins Sonnenlicht und frage ihn mit bestimmter Stimme:
„Was genau willst Du eigentlich?“
Wenn er anfängt zu stottern, warten wir auf seine Antwort und machen daraus etwas Besseres. Dann wird aus einem: „Wir werden nie eine Lösung für einen geeigneten Vertriebsweg finden.“ eine offene Frage: „Wie sieht ein für unser Geschäft geeigneter Vertriebsweg aus?“ und die wiederum kann eine Antwort bekommen.
Wir können aus Genörgel anstehende Aufgaben identifizieren: „Lasst uns einen besseren Vertriebsweg finden.“
Das trägt dann im Übrigen schon die Einstellung in sich, dass es eine Lösung geben wird, dass wir sie im Moment nur noch nicht kennen (was meistens stimmt).
Unsere Köpfe mögen Termine
Vor einiger Zeit habe ich selbst angefangen, Coaches für mich selbst zu nutzen. Auffällig war: Sobald ich einen festen Termin dafür ausgemacht hatte und dann eine Mail vorher geschrieben habe, worum es eigentlich geht, gab es mindestens 2 von 5 Fragepunkten, die sich pünktlich auf der Autofahrt zum Coach in kristallklare Antworten auflösten.
Es ist, als würde dem Hirn klar werden, dass ich es jetzt mit dem Problem und dem Problematisieren nicht mehr auslasse, sondern ernst mache damit, dass ich Antworten und Lösungen will. Siehe da – plötzlich beeilt sich mein vorher so nölender Kopf und wirft eilig im Hintergrund die Maschinen an. Diese Beobachtung habe ich übrigens mit mehreren Coaches geteilt und sie bestätigen alle, dass dies ein häufiges Phänomen ist.
Quasi magisch! 🙂
Deswegen kann das Vorgehen auf der nächsten Seite mehr leisten als mehr vorher vermuten würde…lassen Sie sich überraschen!
Klare Anforderung geben!
Im Prozess steckengeblieben? Ratlos? Halten Sie fest, was Ihnen gerade Probleme macht und wofür Sie eine Lösung brauchen. Wenn Sie für den Moment nicht weiterkommen, hören Sie auf, es erzwingen zu wollen, sondern versuchen Sie folgendes Worksheet. Sie können das alleine oder im Team anwenden.
Schreiben Sie etwas wie:
„Ich habe Probleme damit, mit X weiterzukommen.“ oder: „Ich habe Angst, dass X…..”
„Es ist mir wichtig, das zu tun/zu lösen, weil …………..“
„Ich brauche also eine Lösung, wie ich …… mache.“
„Ich vertraue darauf, dass ich eine Lösung finden werde.“
Und dann beschließen Sie dieses Arbeitspaket, tun etwas völlig anderes – oder noch besser, tun etwas Gutes für Ihr Energie-Level. Schauen Sie ein paar Tage später wieder rein oder lassen Sie sich von anderen helfen, dieses Thema zu lösen. Funktioniert ganz oft sofort oder sehr zeitnah!
Zu viel Harmonie
Der Markt will keinen Konsens, sondern klasse Produkte
Das klingt jetzt vielleicht zunächst ein wenig seltsam: Eine erhebliche Schwierigkeit im Gestaltungsprozess kann aufkommen, wenn wir uns mit unserem Kernteam inhaltlich ZU einig sind.
Innovation hat wenig mit Harmonie und Konsens zu tun, dafür umso mehr mit Reibung und Alleinstellung.
Keinem ist damit geholfen, wenn im Unternehmen alle das Produkt mögen, aber es die Kunden da draußen nicht interessiert. Den Kunden interessiert weder, ob die Menschen im Konferenzraum sich einig waren, noch ob die Wahl der Produktversion dem Vorstand gefallen hat. Wenn das Produkt nicht gekauft wird – wem nutzt es da etwas, wenn sich im Unternehmen alle so einig waren, so gute Stimmung im Projekt herrschte, sich alle lieb hatten?
Inhaltliche Reibung wird in Unternehmen oft vermieden, weil sie sehr hohe Ansprüche an die Kommunikationsfähigkeiten der Beteiligten stellt (s. Wurzel 7 „Vertrauen“).
Eine Situation, in der wir uns mit unseren Kollegen inhaltlich auseinandersetzen wollen, braucht viel Fingerspitzengefühl, damit durch die inhaltliche Reibung der Respekt füreinander nicht zerstört, sondern gestärkt wird.
Für die Zusammenarbeit ist es in der Tat besser, sich nicht offen auseinander zu setzen, wenn man nicht wirklich sicher ist, das wir es wertschätzend tun. Sie können das Dilemma umgehen, indem Sie kristallklar klarstellen, dass letztlich Entscheidungen von Ihnen persönlich gefällt werden. Sie werden sich alle wesentlichen Anregungen gern und offen anhören, in den Gesprächen NOCH NICHT beurteilen, sicher gehen, dass Sie verstanden haben, was der Input ist. Und danach ziehen Sie sich zurück und treffen in einer zuversichtlichen FILTERPHASE eine Entscheidung.
Letztlich ist es natürlich von Vorteil, die Energie und den Austausch der Reibung nutzen zu können. Oft gelingt das übrigens dann, wenn wir Menschen ohnehin für ihre Fähigkeiten und Person sehr achten. So exakt können wir uns das im Berufsleben zwar nicht immer rauspicken. Lernen Sie gemeinsam mit Ihren Kollegen eine wertschätzende Kommunikationsweise und wenden Sie sie an, bis es Ihnen zur zweiten Natur wird. Dann können gerade die inhaltlichen Reibungsduelle im Innovationsprozess richtig Spaß machen.
Zuviel Harmonie ist verdächtig!
Magie-Check für diese Wegmarke
- Wege flexibel handhaben.
- Wachstumsschmerzen akzeptieren – bei sich und den anderen.
- Immer wieder für Klarheit und Sicherheit sorgen – gerade, wenn es schwammig wird.
- Zwangspausen richtig einschätzen – unbeeindruckt weitermachen.
- Feedback (zu früh oder ungefragt) gut abpuffern.
- Unerwartete Lösungen willkommen heißen.
- Aufschieberitis als Anregungen für die eigene Arbeit verstehen.
- Immer wieder inhaltliche Reibung suchen.
=> Magiecheck erfolgreich = weiterfahren!
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